Freitag, 3. Oktober 2008

Die Arbeit in der Fundación

Nach einigem Hin-und-her und einer eigenhändig gebauten Wand habe ich nun endlich meinen Platz in der Fundacion gefunden.

Die erste Zeit meiner Arbeit in der Fundfación war ich in der Gruppe Prevocacional 2 eingeteilt, in der “Kinder” (teilwiese älter als ich) mit mittelschweren bis schweren Behinderungen, hauptsächlich durch Polio in frühester Kindheit verursacht, betreut werden. In dieser Gruppe war ich allerdings nicht ganz glücklich, da völlig überflüssig. Einerseits sind die Betreuten nämlich in der Lage, den Großteil ihrer körperlichen Bedürfnisse selbst zu erfüllen, andererseits beschränken sich ihre geistigen auf puzzlen und malen. Insofern gab es für mich eigentlich nichts zu tun, auch dem Umstand geschuldet, dass außer mir noch zwei weitere Betreuer in dieser Gruppe gearbeitet haben und wir damit völlig überbesetzt waren, während in anderern Gruppen ein deutlicher Mangel an Betreuern herrscht. Da bis auf ein Kind keines in dieser Gruppe spricht, konnte ich mich auch nicht so richtig in die Sprache einfinden.

Allerdings ließ sich die Führungsetage von der Überflüssigkeit meines beruflichen Daseins überzeugen und so wurde ich versetzt. Und zwar in die dritte Klasse.
Da hier ein Jahr früher eingeschult wird, entspricht diese der zweiten in Deutschland, die Kinder sind bis auf zwei Ausnahmen 7-8 Jahre alt.
Dreizehn Kinder gilt es zu erziehen und zu bilden, davon sind vier mittelschwer behindert. Eine davon ist sehbehindert, eine halbseitig gelähmt aufgrund von Polio, eine hat Muskelschwund und einer ist offiziell “zurückgeblieben”. Meine Aufgabe ist es hauptsächlich, mich um diese vier Kinder zu kümmern.

Evelin zum Beispiel sieht fast nichts und liest, schreibt und malt dementsprechend langsam. Ihr muss bei der Entzifferung und Umsetzung vieler Schulaufgaben geholfen werden. Byron, der als zurückgeblieben geltende, kann zwar nicht sprechen, ist aber der beste im Kopfrechnen... Bei ihm muss ich eigentlich nur darauf achten, dass er sitzten bleibt und sich halbwegs konzentriert. Gabi muss ich alle 10 Sekunden ein Radiergummi leihen, ansonsten ist sie trotz Lähmung sehr selbstständig. Die meiste Zeit beschäftige ich mich mit Melany, die dank Muskelschwund etwa 15 Kilo wiegt und im Rollstuhl sitzt, bei den Kindern der Fundfación aber äußerst beliebt ist. Zur Toilette, wo sie auch meine Hilfe braucht, und zum Essenssaal laufe ich mit ihr in einem kleinen Wagen, für jede Strecke benötigen wir gut zehn Minuten, da es für sie natürlich eine große Anstengung bedeutet (und sie außerdem recht faul ist).

Es ist allerdings nicht so, dass der Rest der Kinder fleißig und aufmerksam -wie ich damals- wäre. Vor allem nachmittags, wenn die Hausaufgaben zu machen sind, ist es nicht immer ganz einfach, Disziplin und Ordnung aufrecht zu erhalten. Dann kommen auch noch vier Kinder aus der Zweiten dazu, zusammen mit der unglaublich schlechten Akustik in der Klasse ergibt das oft eine nicht unbedingt zum Arbeiten anregende Atmosphäre.
Aber auch wenn es mal anstrengend werden kann, fühle ich mich in dieser Klasse sehr wohl. In der Arbeit mit den Kindern erzielt man relativ schnell sichtbare Fortschritte. Die Kinder sind sehr offen gegenüber uns Freiwilligen und fassen schnell Vertrauen, freuen sich jedes mal wenn sie einen sehen, um auf einen zuzurennen und an einem hochzuspringen. Letzteres allerdings habe ich laut Weisung der Chefin zu unterbinden, um mir wenigstens ein bisschen Autorität zu verschaffen, welche ich als Sportlehrer unbedingt brauchen werde. --Oh, schöne Überleitung!

A propos Sportlehrer: Das ist seit dem ersten Oktober meine zweite, vormittägliche Beschäftigung in der Fundación. Ich habe alle fünf Grundschulklassen in “physischer Kultur” zu unterrichten und mich dabei an ministerielle sowie arbeitgeberspezifische Vorgaben -zusammen ca. 30 Seiten- zu halten.
Da ich bis jetzt erst eine Stunde in jeder Klasse gegeben habe, kann ich noch aus keinem großen Schatz an Ehrfahrungen und Erlebnissen schöpfen, folegendes allerdings kann ich bekanntgeben:
Ich freue mich auf diese Arbeit, die sicher eine Herausforderung für mich wird, wo ich aber auch die Chance habe, über fast ein ganzes Jahr etwas Eigenes mit den Kindern aufzubauen.

Mit diesen Worten, in Würde und Feierlichkeit sicherlich angemessen, möchte ich meinen Bericht nun schließen. Und tschüss!

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